Saturday, October 29, 2016

Von Climategate bis Wikileaks: die Geschichte von Roger Pielke jr.

Alles begann mit Climategate. Damals waren die gehackten Emails die Initialzündung für die Klimazwiebel, und von unserem Freund Roger Pielke jr stammt das Motto "orientiert am Leitbild des 'Honest Broker' schreiben wir über Klimaforschung und ihre Wechselwirkung mit Politik".  Von Anfang an war die Klima-Blogosphäre ein Minenfeld für alle Beteiligten, wie sollte es auch anders sein bei dieser Ausgangslage. Aufgespalten in Lager, gibt es zwischen Warnern, honest brokern und Skeptikern keinen 'common ground'. Das heißt, natürlich gibt es diesen, und er heißt "Evidenz". Das Dumme ist nur, dass alle diese für sich beanspruchen. Wenn jemand heute mit "Evidenz" argumentiert, dann schrillen bei den anderen sogleich alle Alarmglocken. Soweit ist es gekommen mit dieser einst so stolzen Errungenschaft, die heute nur noch orientierungslos und in Lumpen gehüllt durch die langen Korridore der Universitäten schleicht. Doch sie ist nicht das einzige Opfer. In der polarisierten Klimadebatte werden keine Gefangenen gemacht, Karrieren und Lebensläufe werden gezielt attackiert, um sie zu zerstören. Und damit wären wir bei dem Anlass für diesen Post, der Geschichte hinter dem Tweet von Roger Pielke jr. Was mit gehackten Emails anfing, hört auch mit solchen auf, zumindest für Roger. Was ist geschehen? Das gebe ich im Folgenden kurz wieder, empfehle aber, den entsprechenden links zu folgen und sich selbst ein Urteil zu bilden - die Geschichte ist zu kompliziert und zu schmutzig, und ich bin mir nicht sicher, ob ich alles richtig verstanden habe.


Wikileaks spielen derzeit im amerikanischen Wahlkampf eine wichtige und zwielichtige Rolle, die gehackten Mails sind eine dauernde Zeitbombe für Hillary Clinton. Und wie es der Irrsinn so will, findet sich plötzlich Roger in diesen geleakten Mails wieder. Vielleicht erinnert sich jemand an diese Geschichte: Roger Pielke jr. wurde bei Nat Silver, dem Star unter den Statistikern in den USA, Autor in dessen gehypter online Zeitung FiveThirtyEight. Der erste Artikel von Roger sorgte sogleich für einen Skandal, obwohl das für uns Klimazwiebler längst kalter Kaffee war: kein Zusammenhang zwischen Klimawandel und vermehrter Hurrikantätigkeit, keine höheren Schäden - das alte Roger Mantra, hier neu aufgetischt. Joe Romm's Climate Progress Blog attackierte damals Roger aufs heftigste, und, wie sich herausstellt, auch auf Kommando von einem Mr. John Podesta, der wiederum Kamapagnenmanager von Hillary Clinton ist. Für Roger ist nun wikileaks der Beweis eben dafür, dass er damals rausgemobbt und seine Universitätskarriere gezielt zerstört wurde:
"It spells out in black and white ... that there was an organized, politically motivated campaign to damage my career and reputation, based on a perception that my academic research was thought to be inconvenient".
Climate Progress, so Roger, veröffentlichte 160+ Artikel, die ausschließlich gegen ihn und seine Thesen zielten. Für Roger ist das Wikileak Dokument nun Evidenz für politische Einflussnahme, und das tat er auch auf Twitter kund, wo er nun ebenfalls massiv attackiert wird. Massiv ist nicht übertrieben., und auch die Gegenseite beansprucht Evidenz für sich: Schließlich hätten hochrangige Wissenschaftler bestätigt, dass Rogers Thesen falsch seien. Und bei seinen jetzigen Anschuldigungen handele es sich um eine typische Verschwörungstheorie. Das Schlusswort überlasse ich Roger:
"It is like Donald Trump being caught on an open mic claiming to assault women, and then denying it when evidence is presented that it actually occurred," Pielke said. "Wikileaks is their open mic."
Ich hoffe, ich habe das soweit richtig wiedergegeben. Roger beschäftigt sich inzwischen als Professor und Blogger mit Sport, er hatte große Probleme wegen diesen Klimasachen an seiner Uni, und was das als Mensch mit einem macht, darüber kann man nur spekulieren.


 Yinka Shonibare, Climate Shit Drawing #1© Victoria and Albert Museum, London



35 comments:

heidruns hønseri said...

....Als man dies im Dorf erfuhr
War von Trauer keine Spuhr
...
...
Drauf so sprach Herr Lehrer Lämpel:
"Dies ist wieder ein Exempel!"
...
...
Kurz, im ganzen Ort herum
Ging ein freudiges Gebrumm,
"Gott sei Dank nun ist`s vorbei
Mit der Übeltäterei!"

Die Geschichte wiederholt sich wie man sieht, allenfalls für die Katzenjammer Kids auch noch over there in the states

SANN! (= AMEN)

Komisch dass man es in Deutschland und in Hamburg sogar, nicht schon zum Anfang wusste, dass man sogar mitmachen konnte,....!

"Ach was muss man oft von bösen
Kindern hören oder lesen
Wie zum Beispiel hier von diesen
Welche Max und Moritz hiessen

Die anstatt durch weisse Lehren
sich zum Guten zu bekehren
oftmal schon darüber lachen
und sich heimlich lustig machen."

Kommentar:

Ehrich , habt ihr das nicht mitbekommen?

....Aber wehe wehe wehe
wenn ich auf das Ende sehe....

Quentin Quencher said...

Seit Tagen überlege ich, wie ich für einen Kommentar zu diesen Vorgängen beginnen könnte. Zuerst dachte ich an Carl Schmitt und dessen Beschreibung des Freund-Feind-Schemas. Dann an Arnold Gehlens Hypermoral und warum dieser Begriff dem Habermas so auf den Keks ging. Natürlich auch an Canettis Beschreibungen von Macht, natürlich den Gramsci nicht zu vergessen, der sehr anschaulich das Phänomen der kulturellen Hegemonie beschrieb. Aber irgendwie wars mir dann doch zu kurz gesprungen, dies alles auf die Vorgänge um Pielke jr. zu beziehen. Die Kreise ziehen sich nämlich viel weiter als nur um die Klimadebatte. Dann bin ich natürlich, wenn ich die großen Kreise betrachte, ganz sicher bei Gransci - und nun gehts wieder rückwärts bis zum Schmitt.

Der Fehler bei der Betrachtung der Klimadebatte ist, und der ganzen Hinterhältigkeiten die da erkennbar werden, zu denken, es würde über Wissenschaft gestritten. Nein, das tun nur wenige. Ein paar mehr erinnern sich vielleicht noch daran, dass Naturwissenschaft doch eigentlich nur auf sich selbst bezogen sein sollte. Dass dies eine schöne Illusion ist, wird ja gerade in der Klimawandeldebatte deutlich. Es geht um Macht und kulturelle Hegemonie, die Deutung der Naturwissenschaft ist dann nur noch eine Waffe um den Feind zu besiegen.

Dabei ist es völlig nebensächlich, ob sich Einzelne ebenfalls in diesem Kampf befindlich sehen, für diejenigen die die kulturelle Hegemonie anstreben sind sie es. Ob sie wollen oder nicht, sie werden hineingezogen, weil ihre Argumente in eben dieser Auseinandersetzung als Waffe gebraucht werden könnten.

Aber redet doch einfach weiter über den Klimawandel - interessiert sowieso keinen mehr. Nicht mal die die ständig darüber reden. Die tun dies nur, wenn dieses Thema Ideen produziert, die im Kampf um die kulturelle Hegemonie nützlich sein könnten. Was wahr oder falsch ist, interessiert dann nicht mehr, sondern nur das was im Hinblick auf das gewünschte Ziel nützlich ist.

heidruns hønseri said...

Dr. Q. Quencher
Dies sollte einem gar nicht überraschen, ausser wenn man bloss ein "Jüngling" oder etwa ein Idiot ist.

Im Jahre 1964 war Lyndon Johnson hier (In Oslo) und hielt ein Vortrag über die Raumforschung und NASA, und versuchte das vernünftig und moralisch für uns zu begründen. Ich kann mich noch erinnern dass er gesagt hat: "Does it have a meaning that we may be able to predict the weather for the next coming weeks... and months... and even for the next coming years?"

Johnson war soviel wie Advokat und Sprecher für Roger Revelle und Keeling (the man with the curve), und auch noch The international geophysical year 1957 in UN- regie.

James Hansen ist soviel wie ein direkter Schüler unter diesen politiscen Interessen und diesem System.

Moral, politik und Science geht da nicht nur Hand in Hand, sondern ist echt in eine Brühe zusammengekocht. Etwa als "Concerned scientists".

Aber bitte, ohne das, dann hätten sie es auch nicht geschaffen scon im Jahre 1969 zum Mond zu kommen, und nota bene wieder heil zurück. Dann muss nähmlich alle gute Kräfte zusammengebastelt werden und wer das nicht mitmachen kann oder will, der kommt einfach nicht mit und kriegt keine Bestellungen und Aufträge..

Ich habe meine Vorteile davon erfahren sowie Johnson es auch versprochen hat.

1, in den frühen 60- iger Jahren habe ich mit nur eine Handvoll Microelectronics aus National Semiconductors & mit vorbildlich sachlichen Application notes, Kubikmeter! von Glas und Aluminium und Kuppfer und Porzellan und Glimmer und Citronensäure mit bravur & Eleganze im Labor herausdanken können.

2, Teflon kam durch NASA & Apollo auf dem freien Markt.

3, Kaolinfiber. Das kann jede praktische Hitze ab und wiegt soviel wie nichts.

4, Die Metoden zur Bestimmung von winzigen Mengen Probematerial und proportionen von weit noch winzigeren Mengen von Isotopen wurden radical entwickelt um Mondgesteine zu deuten. Ich habe den grossen Vorteil dass ich dies noch in meinem prsktisch chemischen Wissen integrieren kann. Es rettet soviel wie die praktische und sachliche Chosmologie. Die heisst: Microchosmos in macrochosmos / Macrochosmos in Microchosmos infolge Hermes Trismagistos. Und weiter: Despicio suspiciendum / Suspicio despiciendum infolge Tycho Brahe.

Aber eine wichtige Voraussetzung dafür (apollo mondlandungen) ist dass man SCIENCE, Politik,Moral, und Religion sachlich zusammen tuhn kann, garkochen und abschmecken!

Hier muss ich auch H.von Storch oder wenigstens seine Scüler einschüchtern:

"Wo die Nordseewellen trekken auf der Strand,..."

Man muss Sand und Dreck und Steine und Tang, Muscheln und Feuerquallen Seepocken und Möwenmist ernstnehmen und es wissen nicht nur ein System daraus zu bauen sondern auch noch die politisce Moral daraus zu ziehen. Sonst wird man keine Macht und kulturelle Hegemonie haben.

@ReinerGrundmann said...

Danke für den Kommentar, Werner!

Schade, dass er nicht auf Englisch verfasst wurde, das schließt einige Kommentatoren aus, einschliesslich Roger himself.

Ich denke es geht den Klimaaktivisten vom Typ Mann, Trenberth etc darum eine simple storyline zu etablieren, die da lautet: der Klimawandel ist real und sichtbar, auch und vor allem in Wetterextemen. Jede Diskussion darüber wird als potentielles 'denial' gesehen.

Das IPCC hat sich zu der Frage geäussert, ob mehr extreme Wetterereignisse zu beobachten sind. Die Antwort ist nicht klar, und bietet Raum zur Interpretation. Es kommt darauf an, wo man welche Ereignisse misst, ob das regional oder global geschieht, und wie es um die Qualität der Daten steht. Hier ein Beispiel:

"Considering other extremes, such as tropical cyclones, the latest assessments show that due to problems with past observing capabilities, it is difficult to make conclusive statements about long-term trends. There is very strong evidence, however, that storm activity has increased in the North Atlantic since the 1970s. Over periods of a century or more, evidence suggests slight decreases in the frequency of tropical cyclones making landfall in the North Atlantic and the South Pacific, once uncertainties in observing methods have been considered.

Little evidence exists of any longer-term trend in other ocean basins. For extratropical cyclones, a poleward shift is evident in both hemispheres over the past 50 years, with further but limited evidence of a decrease in wind storm frequency at mid-latitudes. Several studies suggest an increase in intensity, but data sampling issues hamper these assessments." (AR5, WG1:219).

Natürlich liest diese Berichte niemand und die Diskurshoheit wird durch entsprechende Intervention gefestigt, indem man einzelne angreift.

Wenn ich mich recht entsinne, ist Joe Romm einer öffentlichen Diskussion mit Roger immer ausgewichen.

Anonymous said...

Wie es der Zufall will, ich lese gerade The Signal and the Noise von Nate Silver. Ich denke nicht, dass Pielke am Protest eines Blogbetreibers gescheitert ist, da würde man die Macht der Blogosphäre wohl überschätzen.

Roger Pielke passte einfach nicht zu 538.com. Nate Silver liegt viel daran, nur die Daten sprechen zu lassen, ohne sich in ideologische Grabenkämpfe zwischen rechts und links verwickeln zu lassen. Vielleicht hat er erst später gelernt, wie controversial Pielke jr. war. Das hat jetzt nichts mit Kompetenz zu tun, auch einen Michael Mann könnte ich mir dort nicht vorstellen. Einen honest broker hat sich Nate Silver gewünscht. Doch Pielke war ein selbsternannter honest broker. Er stieß auf Misstrauen, viele vermuteten eine hidden agenda.

Man kann es sehen, wie man will:

Entweder war in den damaligen heißen Zeiten der Klimawissenschaftsdebatte kein Platz für honest broker. Oder Pielke gelang es nie, diese Rolle glaubwürdig einzunehmen.

Viele Grüße,
Andreas

@ReinerGrundmann said...

Andreas

das sind interessante Spekulationen.

Tatsache ist, dass Aktivisten bei Climate Progress, insbesondere ein Mr Legum, folgendes in einer email geschrieben hat:

'I think it's fair say that, without Climate Progress, Pielke would still be writing on climate change for 538. He would be providing important cover for climate deniers backed by Silver's very respected brand. But because of our work, he is not.'

Anonymous said...

Und diese Aktivisten sind dafür bekannt, dass sie mit ihrer Einschätzung immer richtig liegen? Dass Pielke auf 538 Skeptikerfutter gestreut hätte, stimmt dann auch? Vielleicht stimmt es ja, aber die Entscheidung hat Nate Silver getroffen, niemand sonst. Hier ist seine Begründung:
http://fivethirtyeight.com/datalab/fivethirtyeight-to-commission-response-to-disputed-climate-article/

Ein Detail daraus fand ich interessant:

Roger’s article also contained an implicit policy recommendation in its closing paragraph. Whether or not the recommendation was justified by Roger’s thesis and evidence, we generally prefer to avoid these kind of recommendations, and instead allow readers to draw any policy conclusions for themselves.

Hier in der Klimazwiebel sind nie die testimonies von Pielke jr. (oder Curry oder Christie) diskutiert worden. Entsprach das einem honest broker? Die Republikaner wollten ihrer Verweigerung von Klimapolitik einen wissenschaftlichen Anstrich geben und Pielke hat sich dafür bereitwillig hergegeben. Pielke war damit ein politischer Akteur, er unterstützte die republikanische Kampagne und klagt nun, Opfer einer politischen Kampagne zu sein. Mein Mitleid hält sich in Grenzen, genau wie Sie, Herr Grundmann, recht sparsam mit Mitleid für z.B. Michael Mann sind.

Sehr unangenehm für Silver war, dass sein 538-Blog selbst zum Gegenstand politischer Diskussionen geworden ist. Er hat es dann salomonisch gelöst:
Nach Pielkes Artikel erschien dann einer von Emmanuel, und dann war für beide Schluss.

Viele Grüße,
Andreas

Anonymous said...

In der Geschichte sollte auch die Episode um Pielkes Mails nicht fehlen, für die sich 538.com später entschuldigte:

http://www.huffingtonpost.com/2014/03/28/fivethirtyeight-climate-change-dispute_n_5049279.html

Andreas

Roger Pielke, Jr. said...

Theee points:
1. I have never claimed to be an honest broker. Individuals are poorly suited for such a role.
2. The false allegation of emailed lawsuits came from ... CAP. No surprise.
3. I am a political actor. My views have never been hidden.

Bam said...

Roger, good to see you here. Maybe you could help me with two things:
1. Can you please show us where CAP accused you of e-mailing lawsuits?

2. Can you please tell us how to interpret an e-mail in which you complain to an individual, call his statements "perhaps libelous", demand a correction and expect an apology, or "If that is not forthcoming I will be pursuing this further"

It is, of course, possible that you did not refer to legal action with "pursuing further", but then what _did_ you mean with that?

Roger Pielke, Jr. said...

Thanks.
1. Wikileaks. Though they said I phoned.
2. I did email Mann joking about his litigious tendencies. Um no it wasn't a threat of a lawsuit. Gimme a beak.

Victor Venema said...

It sounds as if tenured professor Pielke lost his 538 side job (Krauss: "Universitätskarriere gezielt zerstört") due to the political nature of his post and the unacceptable threats to his colleagues, still the scientists in this "debate" may be interested in the mistakes of his 538 post.

MIT climate scientist and conservative Kerry Emanuel lists them in a 538 response.

The link was unfortunately missing from the above post.

Bam said...

Roger, thanks for the response. Unfortunately, I am a bit confused now, because I actually quoted from the e-mail you sent Kevin Trenberth.

Also, you did not answer my question about what you actually meant with "pursuing this further". Disappointing.

Anonymous said...

Ich finde, wie auch damals beim "ClimateGate" (Werner Krauss sagte damals, dass es ein Misnomer ist.... leider ist er nicht mehr so konsequent, schade.) sollte man "geleakte" Emails einfach mal skeptisch behandeln. Aussagen und Emails werden aus dem Kontext gerissen und entsprechend der eigenen Position dargestellt. Was soll's.


Gruß,
WAIIMHN.


Werner Krauss said...

Reiner,

auf deutsch, weil zum Beispiel die letzten zwei Kommentare zeigen, dass die Ausweitung der Debatte nicht immer lohnenswert ist. Der heuchlerische Tonfall von "thanks for the response"und dem kurz darauf folgenden "dissapointing" spricht Bände, es ist der Sound dieser Debatte. Fehlt nur noch ein "imho", auf das fast zwangsläufig eine Beleidigung oder Unterstellung erfolgt. (Außerdem: Roger verfolgt die Debatte auch so, google translate sei Dank, nehme ich mal an).

Das Bild von Yinka Shonibare steht hier nicht nur zur Zierde. Es ist international verständlich, und es bringt einen mir wichtigen Sachverhalt auf den Punkt: man fühlt sich beschmutzt. Die Argumente, der Tonfall, die Mittel, die zum Einsatz kommen, stinken zum Himmel. Mit diesem Wikileaks Vorfall sind die Parallelen zur derzeitigen Wahlkampagne in den USA offensichtlich: es brechen alle Dämme und Benimmregeln, jedes Mittel ist Recht, um die jeweils Anderen zu diskreditieren. Der Zusammenhang ist keinesfalls willkürlich und wird nicht nur durch Julian Assange hergestellt: in der Klimadebatte bündelte sich schon immer der ganze Hass, der sich im öffentlichen Raum derzeit breit macht und diesen vergiftet. Trump steht für diesen Bruch mit allen Regeln, die man hier mal Netiquette nannte, und macht sie salonfähig. Wahrscheinlich muss man zurück bis zu den Merchants of Doubt; von dort aus kann man nachverfolgen, wie die Manipulation von Daten und gleichzeitig die Diskreditierung einzelner Wissenschaftler und Institute aus politischen, ökonomischen oder narzisstischen Gründen systematisch angewendet und dann auch von den Verfolgten, vermeintlich aus Notwehr, übernommen wurde. So entstanden die Lager von Warnern, Skeptikern und honest brokern, letztere für beide Seiten ein Ärgernis und selbst politisch und von eigenen Interessen motiviert - wenigstens Roger bekennt sich dazu, während andere immer noch "die Wissenschaft", "die Evidenz", "die Fakten" für sich reklamieren. Dies spiegelt ziemlich exakt die derzeitige politische Lage wieder, wo die von den politisch Korrekten sich verfolgt fühlenden Oberwasser gewinnen, und dies nicht nur bei Trump drüben, bei Pegida und AfD hier. Auch letztere haben gelernt, dass "Fakten", "Evidenz" und "Wissenschaft" Killerargumente sind, die man ohne weiteres den verhassten Ökologisten um die Ohren hauen kann. Diese wiederum sehen eben in den honest brokers gefährliche Stichwortgeber für die Skeptiker, die deshalb aus dem Diskurs ausgeschlossen werden müssen - mit welchen Mitteln auch immer, siehe Wikileaks. So fühlen sich am Ende eben alle als Opfer, die Warner, die honest broker, die Skeptiker, und fühlen sich legitimiert, sich gegenseitig zu verklagen, die Reputation zu beschmutzen, Rufmord zu betreiben etc. Man kann dies in den einzelnen Blogs nachlesen, die so gesehen wichtige Archive sind. Auf der Klimazwiebel waren wir, glaube ich, immer beides: politische Akteure in dieser Debatte, und zugleich auch ihre Chronisten und Beobachter. Ein langer Weg von Climategate bis Wikileaks. Das Klima hat längst seinen auf Physik reduzierten Status verlassen; die Atmosphäre ist vergiftet, und diese semantische Erweiterung kann man sinnlich auf Yinka Shonibares Bild erfahren.

Anonymous said...

Um sich über die unappetitliche Atmosphäre zu beschweren, muss man die Scheisse ja auch erstmal ins Blog kippen, schon richtig Herr Krauss. Wenn man vermutet, dass diese hässliche Affäre neben der "systematische Diskreditierung von Wissenschaftlern" auch eine persönliche hat, dass vielleicht gar keine Verschwörung von Michael Mann, Obama, dem Papst und Leonardo di Caprio nötig ist, wenn man sich über ein Jahrzehnt persönliche Feinde macht, dann könnte man sich mit noch einem Emailleak beschmutzen.

Kommentator #16

Anonymous said...

Werner,

ist es da nicht bemerkenswert, wie sich in Deutschland die Klimawissenschaftsdebatte entgiftet hat? Der Diskurs hat sich in vernünftige Felder verlagert, z.B. Energiepolitik.

Und gleichzeitig bricht das Hässliche andernorts hervor, Pegida, Afd, Flüchtlingspolitik etc.

Warum hat sich hier die Klimadebatte so beruhigen können? Vielleicht hängt beides miteinander zusammen: Früher fand man auf skeptischen Klimablogs Gleichgesinnte, die sich von einem grünen Zeitgeist unterdrückt und ausgegrenzt fühlten. Heute muss man den "Umweg" über Klimawissenschaft nicht mehr gehen. Mit der AfD gibt es nun eine Partei, die unverblümt und direkt all das anspricht, was den sich-verfolgt-und-ausgegrenzt-Fühlenden auf der Seele liegt.

Aber zurück zu Pielke:
Sie sprechen von "mobbing" und "Rufschädigung", die seine Universitätskarriere zerstört hätten. Was meinen Sie damit? Hatte der Verlust des Jobs bei 538 noch weitere Konsequenzen darüber hinaus? Und lag es wirklich am Mobbing und an rufschädigenden Äußerungen? Was ist mit inhaltlicher Kritik wie der von Kerry Emanuel (s. Victors Link in #12), die ich übrigens teile?

Morgen hat Roger übrigens Geburtstag. Da ich nicht weiß, ob ich morgen schreiben kann, schon heute ein

Happy birthday in advance, Roger

Grüße,
Andreas

Bam said...

"Der heuchlerische Tonfall von "thanks for the response" und dem kurz darauf folgenden "dissapointing" spricht Bände"

Werner, I was just joking about with Roger's habit to, at times, end (or even start) antagonistic comments with "thanks" or "thank you".

Do note that Victor also understands German, so please do not write about us as if we won't notice.

Werner Krauss said...

Bam #18,

sorry for that; I had missed the irony.

Victor Venema #12,

I had linked Emanuel Kerry's article (in the Wikileaks link, somehow buried there, I admit). Thanks for linking it again, it is part of the story, of course.

WAHIIM #14,

auch wieder korrekt, das mit Climategate, danke für die Erinnerung. Nur: ändert das was an der timeline - von Climategate bis wikileaks - und auch an der Rolle, die geleakte Emails und gehackte accounts in der Klimadebatte spielen? Was soll's - das ist natürlich auch richtig, aber da der honest broker Namenspatron der Klimazwiebel und Roger auch ein Freund ist, habe ich einfach mal Stil und Tonart gewechselt: nicht "was soll's", sondern: es geht mich auch persönlich was an. Es ist ja auch ein Weg oder ein Versuch, den Klimawandel ernst zu nehmen und nicht nur als ein Spiel um Glaubwürdigkeit, Reputation und Rechthaben. Oder so.

Werner Krauss said...

Andreas #17,

schöne Analyse, die Unterschiede sind interessant. Da müssten wir extra mal einen Post zu machen, auch und gerade zur jüngeren Entwicklung in Deutschland.

Die Fragen, die Roger betreffen, beantwortet er wohl besser selbst.

Anonymous said...

@werner

nun, ich verstehe die persönliche Note. Die finde ich einerseits sehr gut, denn sie zeigt die menschliche Seite der Debatte. Das "was soll's" bezieht sich mehr auf die Emails als auf Pielke Jr. Ich habe damals schon die Emails ignoriert, im Gegensatz zu den Akteuren im GKSS, was ich immer noch sehr verstörend finde, und werde es auch weiter tun.

Andererseits...

Nur sind die Wissenschaftler, die, auch hier(!), als Bertrüger, Nazis, Lügner, Verschwörer, Idioten usw. diffamiert wurden und werden nicht auch Freunde, Partner, Väter, Opis, Mütter, Omis. Hätte man da nicht auch sich mal zurücknehmen sollen? Es gab auch hier einige sehr enttäuschende Aussagen von Grundmann, Stehr, von Storch oder Zorita. Von den Kommentaren gar nicht zu reden.

Aber ich denke, mein Blah, blah gibt Ihnen aber damit absolut Recht: die Debatte ist extrem vergiftet. Würden sie sagen, dass ihre Aktionen wie der Lissbon Workshop leider keine Früchte trugen?

Man kann sich dem Thema auch mit Humor nähern... siehe Georg Hoffmann früher: Sie hatten ja sogar mal den Klimaschmock des Monats bekommen (Kommunisten und Klimaforschung oder so.) Wäre besser :)


Gruß,
WAIIMHN

Anonymous said...

My first reading about Pielke Jr. was something like this: http://scienceblogs.com/illconsidered/2009/02/pielke-jr-how-low-can-he-go/ or here: http://www.inkstain.net/fleck/2009/02/what-did-hansen-predict-and-when-did-he-predict-it/

I mean, Jim Hansen made an error in sending the draft to everyone. However, it was a draft.

I think, Jim Hansen did not have a problem with Pielke Jr., because he is a nice guy. And of course, his hypothesis was wild, the criticism was correct. The final paper did not contain the prediction.

However, Pielke Jr. tried to make fun about Hansen and to discredit him and his work. Cheap shot.

Pielke Jr. did not improve the quality of the debate, or the style. At least, 10 years ago.

However, Pielke Jr has his opinions, he does do very good work. He should continue. The concept of the honest broker is interesting.

@Werner Krauss

did you know this story? There are so many little things. There is no black or white. Everyone should take a step back and re-consider.

@Grundmann

once you claimed, that the authors of Copenhagen Diagnosis sea level chapter are frauds. That is a simple narrative. So, please.

WAIIMHN

Anonymous said...

@ WAIIHMN

Ich halte wenig davon, in der Vergangenheit herumzuwühlen. Die Zeiten sind passé, wir haben uns alle weiterentwickelt. Sie sprachen auch den Lisabon-Workshop an. Ehrlich gesagt, ich möchte am liebsten gar nicht erst wissen, was ich damals so alles dazu kommentiert habe.

Ich schätze, ich war ziemlich empört, dass man gemeinsame Sache "mit der anderen Seite" macht. Heute würde es mich ganz kalt lassen. Ich vertraue meinen Gastgebern hier, dass sie in der Lage sind, sich ein eigenes Bild von dem anderen "Lager" zu machen. Ich bereue, dass mir damals dieses Vertrauen fehlte. Wahrscheinlich würde ich sogar selbst hinfahren, wenn sich die Chance böte. Ist doch interessant, die Leute einfach mal selbst im persönlichen Gespräch zu erleben.

Haben Sie sich auch weiterentwickelt? Auf mich wirkt es so, als seien Sie noch mittendrin in den alten "Klimakriegen".

Viele Grüße,
Andreas

Werner Krauss said...

Eben noch mal die Diskussion hier nachgelesen: eine sehr schöne Strecke von Quentin Quenchers kultureller Hegemonie (und heidruns honseris Kommentar konnte man als Beispiel, wie man sie erreicht, lesen), über Roger Pielkes Erinnerung, dass niemand ein honest broker sein kann bis hin zu WAHIIMs Erinnerungen an Klimaschmock (nicht witzig!) und den Lissaboner Workshop und Andreas nachdenkliche Betrachtung darüber, dass wir im Laufe der Zeit uns und unsere Meinungen (hoffentlich) ändern - kein schlechter Lauf. Eine klassische Klimablog-Übung: das Individuelle verbindet sich mit dem Großen und Ganzen, und das durch Affekte und Emotionen, die durch Sprache ausgelöst werden. (Biopolitik eben, um QQs Aufzählung noch den Namen Foucault hinzuzufügen).

Um was handelt es sich denn bei der Geschichte von Roger Pielke jr., die wir hier diskutieren? Geht es um persönliche Animositäten, um einen wissenschaftlichen Disput, oder um große Klimapolitik? Soll hier eine Stimme oder Richtung zum Schweigen gebracht werden, wird hier Rufmord begangen, oder sind es einfach die üblichen Kabbeleien und Übertreibungen? Genau das kann man nicht unterscheiden, und genau das scheint mir auch ein Wesen der Klimadebatte zu sein. Auch der Ruf nach der Wissenschaft hilft da nicht weiter: fürs gute Klima sind wir wohl alle selbst verantwortlich? Yinka Shonibare: Hilf!

hvw said...

As Andreas said, I also don't think it makes sense to re-enact disputes that are long over. But on the other hand, I feel the need to draw a conclusion, a lesson, a personal summary from the "Pielke Jr Episode". I was emotionally involved in that issue as is apparent when you just look at the volume of text I wrote here about these topics and also in some direct debates with Roger, which I all won (let's agree to disagree on hat point, OK Roger? ;).

I think when Roger flirts on Twitter with the idea that he must have been quite important to draw such a mighty response, he is spot on. If Gavin complains about Roger's "Modus Operandi" I can totally relate to this expression of helplessness when facing someone who (in my and others' option) is so very wrong, on all levels, but at the same time not at all trivial to shoot down. And who has access to a large audience and the academic regalia to impress it. I was quite angry at him, and happy to see people with more influence to be angry in the same way.

Angry I am not anymore, and this is good because in my opinion the poisonousness and ugliness of the affair result from personal and emotional involvement.

Maybe everybody can get something out of it. The climate science community has hopefully learned that in a thusly politicized arena you need better organization of media interaction than a blog and the occasional lonely prof giving an interview when asked for it. And I like to believe that Roger's 538 article also contributed to first steps at getting organized, such as climatefeedback.org.

I hope Roger Pielke Jr has not suffered much career related harm and I am confident that the world of sports will profit from a sharp mind, some serious rhetorical skills and a hopefully not diminished taste for the provocative. The Edge is getting very good reviews.

Finally, the friends from the faculty of humanities have at their disposal an extreme case study of what can happen if you put a pot full of difficult scientific concepts, sense of mission and personal ambition onto the stove plate heated by big politics, big money and big ideology: Shit explosion.

Werner Krauss said...

hve,

unfortunately, we have no "like" button; I like your last paragraph!

Werner Krauss said...

hvw, not hve, sorry.

Werner Krauss said...

Weil Nate Silver in diesem thread eine Rolle spielte, hier sein forecast für die Wahlen:

chance of winning:
71,4% für Clinton zu 28,6% für Trump

http://fivethirtyeight.com/features/final-election-update-theres-a-wide-range-of-outcomes-and-most-of-them-come-up-clinton/

Wenn er doch nur recht gehabt hätte. Das Ergebnis passt zum düsteren Ton dieses threads. Ich musste anlässlich Trump darüber nachdenken, dass man aus dem Studium der Klimablogs, auch der Zwiebel, viel darüber lernen kann, woher diese Wende kommen mag. Trump hat im Wahlkampf angekündigt, sogleich das Klimaabkommen zu kündigen. Auch in unseren Zwiebeldebatten konnten wir ja verfolgen, wie die Kritik am Alarmismus mit einer Wut auf die seit neuestem beklagte grüne Hegemonie, auf Große Transformation, auf einzelne Wissenschaftler und das PIK, auf political correctness, Vegetarier, Gutmenschen und Weltverbesserer einhergeht. Unsere Freunde von scienceskeptical haben denn auch das Klimaprogramm der AfD sozusagen "endorsed"; Peter Heller hat dabei den Unsinn, den eine Beatrix von Storch so von sich gibt, mit leichter Hand bereinigt und richtig gestellt (und manche rechtsradikale Schrulle wie Schießbefehl auf Flüchtlinge etc durch eine leichte semantische Drehung entschärft). Man kann also sagen, dass es sich bei dieser Wende nach rechts bzw. zum Populismus (gegen das Establishment) keinesfalls um ein esoterisches Phänomen oder eine ungebildete Wutreaktion handelt, sondern dass diese Entwicklung sich im oder zumindest an den Rändern des Mainstreams vollzieht. Auch eine Frauke Petri erweist sich da als sehr geschickt: im New Yorker beklagt sie, dass in der Klimadebatte wissenschaftliche Fakten eine viel zu geringe Rolle spielen - und gibt zugleich spielerisch eine Kostprobe davon, wie semantisch biegsam Fakten doch sein können.

Dies alles spielt sich nicht im Verborgenen ab, sondern vor unserer Nase, und manchmal womöglich mit unserer Unterstützung, ob willentlich oder nicht. Für die, die den Nerv dazu haben, lohnt es sich vielleicht, noch einmal in die oft endlos langen Zwiebeldebatten hier einzutauchen. Auf der Suche nach Gründen. An Tagen wie diesen, wo einem das Bild von Yinka Shonibare mehr denn je wie ein Spiegel der Realität vorkommt.

Anonymous said...

Werner,

eine meiner Lehren ist die Erkenntnis, dass es sich nicht um einen Klassenkampf, sondern einen Kulturkampf handelt. Wie gehen wir damit um? Beobachten oder eingreifen? Auch eine bekannte Frage aus der Vergangenheit der Klimadebatte.

Mich hat die namentliche Erwähnung von Peter Heller überrascht. Ist die Enttäuschung über die am größten, mit denen wir eigentlich gemeinsame, liberale Werte haben und die diese Werte nun als nachrangig betrachten?

Viele Grüße,
Andreas

Werner Krauss said...

Andreas,

da stimme ich zu, es geht viel um Kultur. Und Klima ist ein zentrales missing link, das Kulturkämpfe und Populismus zusammenbringt.

Man liest, dass Trump einen Klimaskeptiker an die Spitze der EPA setzen will. Grund genug, vor der eigenen Haustür zu kehren, also auf unseren Blogs nachzuschauen, wie hier eigentlich Klima, Populismus und Kulturkämpfe im Zusammenhang mit Klima thematisiert werden. Veggie day, Fleisch essen, Lebensstil, Chinesen, Mobilität, political correctness, Wiedervereinigung (viele Skeptiker scheinen in der DDR groß geworden zu sein) usw. - das wird ja alles in der Klimablogosphäre mitverhandelt, laufend auf scienceskeptical z.B.. Es ist schon bemerkenswert, dass ein Peter Heller der AfD credibility verleiht. Man kann ihn ja schlecht als den alten weißen Mann, der von Abstiegsängsten verfolgt wird, bezeichnen. Er hat im Gegenteil gut aufgepasst, wie z.B. honest broker gegen Alarmisten argumentieren, und er und einige seiner Freunde scheinen keine Scheu zu haben, auch auf dieses Pferd aufzuspringen, um Klimapolitik und Energiewende zum Scheitern zu springen. Da wächst was heran, mitten unter uns. Ja, man sollte sich da einmischen, unbedingt, deshalb schreibe ich das ja hier auch.

Werner Krauss said...

Man braucht eigentlich keine Ethnologen, Soziologen oder sonstige Experten, um das Rätsel zu lösen, wer da eigentlich warum die AfD oder Trump wählt. Man muss nur lesen, was auf Nachbarblogs so geschrieben wird. Peter Heller, der früher gerne auch auf der Klimazwiebel kommentierte, macht nach dem Verkünden seiner Vorliebe für die AfD nun auch aus der zu Trump kein Geheimnis:

"Mit Donald Trump könnte die Vernunft in die Klimapolitik zurückkehren. Es besteht die Chance auf eine Kehrtwende, nach der nicht mehr das Wohlergehen des Klimas, sondern das Wohlergehen der Menschen die Leitlinie aller Entscheidungen darstellt. Dies ist nicht gefährlich oder wissenschaftsfeindlich, sondern einfach nur optimistisch. Es beinhaltet das Versprechen auf eine bessere Zukunft, die mehr bietet, als nur die Energiesparvariante der Gegenwart."

Nochmal: hier spricht nicht der allein gelassene Mitbürger, den auch gestern Angela Merkel in Zukunft "mitzunehmen" versprach. Hier spricht einer, der bei den honest brokers gut zugehört hat, und dem auch das Helmholtzforum in Berlin einst eine öffentliche Plattform geboten hatte - wohlwissend, wen sie sich da einladen, und wo er übrigens keinerlei Widerspruch zu erdulden hatte.

Man muss also nicht weit gehen, will man diejenigen finden, die glauben, dass mit der AfD oder Trump endlich das Wohlergehen der Menschen im Mittelpunkt stehen wird. Man wird Peter Heller kaum unterstellen können, dass er nicht weiß, was für eine Politik die AfD oder Trump auch sonst noch vertreten - er kauft mit deren Klimapolitik nicht die Katze im Sack, sondern bereitwillig den ganzen Inhalt. Naiv ist bestimmt das Letzte, was man ihm unterstellen kann. Da kommt noch was auf uns zu, würde ich mal meinen.

@ReinerGrundmann said...

Roger has written a comment in the Wall Street Journal, under the title My Unhappy Life as a Climate Heretic
http://www.wsj.com/articles/my-unhappy-life-as-a-climate-heretic-1480723518

He draws special attention to the parts of his research that drew the ire of some influential climate activists:

"my research was under constant attack for years by activists, journalists and politicians. In 2011 writers in the journal Foreign Policy signaled that some accused me of being a “climate-change denier.” I earned the title, the authors explained, by “questioning certain graphs presented in IPCC reports.” That an academic who raised questions about the Intergovernmental Panel on Climate Change in an area of his expertise was tarred as a denier reveals the groupthink at work.

Yet I was right to question the IPCC’s 2007 report, which included a graph purporting to show that disaster costs were rising due to global temperature increases. The graph was later revealed to have been based on invented and inaccurate information, as I documented in my book “The Climate Fix.” The insurance industry scientist Robert-Muir Wood of Risk Management Solutions had smuggled the graph into the IPCC report. He explained in a public debate with me in London in 2010 that he had included the graph and misreferenced it because he expected future research to show a relationship between increasing disaster costs and rising temperatures.

When his research was eventually published in 2008, well after the IPCC report, it concluded the opposite: “We find insufficient evidence to claim a statistical relationship between global temperature increase and normalized catastrophe losses.” Whoops.

The IPCC never acknowledged the snafu, but subsequent reports got the science right: There is not a strong basis for connecting weather disasters with human-caused climate change.

Yes, storms and other extremes still occur, with devastating human consequences, but history shows they could be far worse. No Category 3, 4 or 5 hurricane has made landfall in the U.S. since Hurricane Wilma in 2005, by far the longest such period on record. This means that cumulative economic damage from hurricanes over the past decade is some $70 billion less than the long-term average would lead us to expect, based on my research with colleagues. This is good news, and it should be OK to say so. Yet in today’s hyper-partisan climate debate, every instance of extreme weather becomes a political talking point.

For a time I called out politicians and reporters who went beyond what science can support, but some journalists won’t hear of this. In 2011 and 2012, I pointed out on my blog and social media that the lead climate reporter at the New York Times,Justin Gillis, had mischaracterized the relationship of climate change and food shortages, and the relationship of climate change and disasters. His reporting wasn’t consistent with most expert views, or the evidence. In response he promptly blocked me from his Twitter feed. Other reporters did the same."

He then was driven out of Nate Silver's 538 website, as the leaked emails have shown.
Believe it or not, some people (not only trolls) on social media think that Roger deserves the treatment he got. Some are in positions of responsibility.

Anonymous said...

"My unhappy life"

Unglücklich? Ich kenne Roger nicht persönlich, aber mein Eindruck war, dass er sich in seiner selbsterwählten Rolle ganz wohl zu fühlen schien über die Jahre hinweg. Und es war exakt diese Rolle, die ihm oder Curry zu einem Bekanntheitsgrad verholfen hat, der es ermöglicht, z.B. in im WSJ Artikel schreiben zu dürfen oder in einem Bojanowski-Artikel als Kronzeuge fungieren zu dürfen.

Mein Mitleid mit Roger hält sich in engen Grenzen (ich hoffe, damit zähle ich nicht gleich zu den Trolls), ich sehe das so wie ATTP:
https://andthentheresphysics.wordpress.com/2016/12/04/poor-roger/

Andreas

Karl Kuhn said...

"Mein Mitleid mit Roger hält sich in engen Grenzen "

Pielke steht mit seinem Namen für das was er sagt.

Ihre anonymisierte Häme dagegen ist zum Kotzen.

Anonymous said...

@ Karl Kuhn

Mir erschließt sich nicht, wo Sie in meinem Beitrag Häme sehen.

PS:
"Ihre anonymisierte Häme dagegen ist zum Kotzen."
Das ist eine Ausdrucksweise, die von mir nicht benutzt wird. Weder unter Echtnamen noch anonym, da mache ich keinen Unterschied. Ist das nicht exakt der Tonfall jener, die Reiner und Pielke als Internet-Trolle bezeichnet haben?

Andreas